Vom HEP-Azubi zum Gruppenleiter in der Montage plus

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DSC_4523[3] Kopie 2Stellen Sie sich bitte kurz vor und erzählen uns, was Sie bei Hephata machen!

Mein Name ist Grischa Gerresheim (24), und tätig bin ich als Gruppenleiter in der Montage plus der Ev. Stiftung Hephata Werkstätten gGmbH in der Betriebsstätte Karl-Barthold-Weg. Seit dem 16.07.2011 begleite und unterstütze ich Mitarbeiter/-innen der Werkstätten für Menschen mit Behinderung (WfbM) in ihrem Arbeitstag. Meine Arbeitsgruppe besteht aus Mitarbeitern deren manuellen Fähigkeiten zwar durchaus für eine Tätigkeit in einer Produktionsgruppe reichen würden, deren soziale Fähigkeiten, Ausdauer, oder Belastbarkeit aber noch nicht soweit ausgereift sind, dass sie dort sofort Fuß fassen könnten. Unsere Aufgabe ist es dann, unsere Mitarbeiter durch die Arbeit und spezielle pädagogische Angebote in den oben benannten Fähigkeiten zu fördern.

Herr Gerresheim, wieso haben Sie sich für diesen Beruf entschieden?

Aus reinem Interesse an der Arbeit mit Menschen mit Behinderung habe ich 2005 ein zweiwöchiges Praktikum im Zentrum für Aktivitäten und Kommunikation (ZAK) hier bei der Evangelischen Stiftung Hephata gemacht. Im Anschluss daran war mir mein späteres Berufsfeld eigentlich klar: Ich wollte mit Menschen mit Behinderung arbeiten! Da meine schulische Qualifikation zu diesem Zeitpunkt nicht ausreichte, beschloss ich, zunächst mein Fachabitur im Bereich Sozial-und Gesundheitswesen zu machen. Im Anschluss daran begann ich meine 3jährige Ausbildung zum Heilerziehungspfleger am Berufskolleg der Evangelischen Stiftung Hephata.

Was bedeutet Ihnen Ihre Arbeit bei Hephata?

Bei Hephata habe ich die Möglichkeit, mich frei zu entfalten. Meine Tätigkeit in den Hephata Werkstätten bedeutet mir unheimlich viel, denn sie erlaubt mir, jeden Tag eine Mischung aus den verschiedensten Bereichen, sei es pädagogisch, pflegerisch und handwerklich, miteinander zu kombinieren. Mal ist das pädagogische Feingefühl gefragt, um eine Mitarbeiterin entsprechend ihrer Möglichkeiten und Bedürfnisse zu fördern und ihre Entwicklung voranzutreiben, mal ist das handwerkliche Geschick (z. B. beim Vorrichtungsbau) gefragt.

Natürlich spielt für mich auch der Aspekt der Sicherheit eine große Rolle. Da ich einen unbefristeten Arbeitsvertrag habe, kann ich meine Zukunft schon heute planen – das ist mir sehr wichtig.

Wie setzen Sie die christlichen Grundwerte in Ihrer alltäglichen Arbeit um?

Ein respektvoller und wertschätzender Umgang – sei es mit den Kollegen oder Mitarbeitern mit Behinderung – steht für mich an allererster Stelle. Deshalb begegne ich ihnen stets achtsam und schätze jede/n von ihnen als Persönlichkeit mit Eigenheiten und Bedürfnissen. Das heißt für mich auch, dass ich mich stets bemühe, in meiner Arbeit auf die Individualitäten einzugehen.

Der für Sie wichtigste Satz im Leitbild der Ev. Stiftung Hephata ist…

Ich finde es schwierig mich auf einen Satz des Leitbildes festzulegen. Ich bin der Meinung, dass uns das Leitbild bei unserer alltäglichen Arbeit begleiten sollte, denn viele im Leitbild verankerten Aspekte bilden die Basis für eine gute, professionelle und zukunftsweisende Arbeit. Sie beeinflussen bzw. bedingen sich gegenseitig und sind daher alle unabdingbar.

Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit besonders?

Mir gefällt es, dass meine Arbeit abwechslungsreich und jeden Tag aufs Neue interessant ist. Man entdeckt sich und sein Gegenüber jeden Tag neu. Gemeinsam entwickelt man jeden Tag neue Ideen, die den Mitarbeiter/-innen durch gezielte Förderung eine Teilhabe an den unterschiedlichen Produktionsaufträgen erleichtern bzw. ermöglichen. Dabei ist es besonders wichtig, dass sich das Team als eine Einheit versteht. Hier bei uns arbeitet jeder mit jedem Hand in Hand, man vertritt sich gegenseitig, lacht zusammen, kann aber auch schon mal das ein oder andere ernste Wort miteinander austauschen. Das bedeutet mir wirklich viel!

Es war ein guter Arbeitstag, wenn…

…ich sehe, dass ich mit kleinen Dingen etwas Großes bewegen oder jemanden glücklich machen konnte.

Was sind Ihre größten Herausforderungen im täglichen Arbeitsleben, und wie gehen Sie damit um?

Oft ist es schwierig, die Balance zwischen der Förderung der Mitarbeiter und den Produktionsaufträgen zu halten. Egal ob interner oder externer Kunde, jeder Kunde hat ein Bedürfnis, das zeitnah befriedigt werden möchte. Ich empfinde es schonmal anstrengend, beiden Parteien gerecht zu werden. Man muss ganz klar lernen, Prioritäten zu setzen bzw. sich so zu strukturieren, dass man für beide Seiten ein optimales Ergebnis erzielt.

War erwarten Sie von der Zukunft?

Ich wünsche mir, dass meine Arbeit weiter so abwechslungsreich und interessant bleibt. Mir ist bewusst, dass sich in den kommenden Jahren noch einiges in der Behindertenhilfe ändern wird. Das finde ich spannend, und ich hoffe, dass ich meinen Teil dazu beitragen kann.

Was würden Sie ändern?

Es schockiert mich, dass Menschen mit Behinderung oft fehlender Respekt und fehlende Akzeptanz sowie eine geringe Wertschätzung entgegengebracht wird. Abweisende Blicke, unpassende und abwertende Kommentare, Diskriminierung, Stigmatisierung und Ausgrenzung sind leider immer noch trauriger Alltag. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen: „Je früher man in Kontakt mit Menschen mit Behinderung kommt, desto schneller lernt man den Menschen kennen und schätzen und desto geringer ist die Hemmschwelle in der Zukunft, auf sie zuzugehen und sie als Teil der Gesellschaft zu sehen!“

Was tun Sie zum Ausgleich, und wie entspannen Sie am besten?

Zurzeit gehe ich – im Rahmen des Gesundheitsmanagements – zweimal in der Woche zum Pilates, um mich körperlich zu betätigen und mir so einen Ausgleich zur Arbeit zu schaffen. Ansonsten bin ich ehrenamtlich für die Kirche tätig. Hier organisiere und gestalte ich aktiv Jugendgottesdienste, Gemeindefeste und begleite, sofern es die Zeit zulässt, die jährlichen Kinder- und Jugendfreizeiten. Ansonsten beschäftige ich mich nach Feierabend gerne mit meinem Hund oder ziehe mich in meiner Garagenwerkstatt zurück, um dort alte Möbel aufzuarbeiten und/oder zu restaurieren.