Inklusion ist, wenn keiner mehr darüber redet – Regionalleiterin

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Marion MöllerStellen Sie sich bitte kurz vor und erzählen uns, was Sie bei Hephata machen!

Mein Name ist Marion Möller. Ich bin Diplom-Pädagogin, 35 Jahre alt, verheiratet und habe eine Tochter. Ich arbeite bei der Hephata Wohnen gGmbH als Regionalleiterin für die Region Kreis Euskirchen/Rhein- Sieg- Kreis. Wir begleiten in dieser Region derzeit 90 Menschen mit Behinderung mit rund 80 Mitarbeitenden. Die Angebote in der Region wachsen stetig.

Wieso haben Sie sich für diesen Beruf entschieden?

Mit 17 habe ich ein erstes Praktikum in einem Kinderheim gemacht. Dort lebten Kinder mit schweren mehrfach-Behinderungen. Seit diesem Praktikum war für mich klar, dass ich mit Menschen mit Behinderung arbeiten möchte. Am meisten hat mich damals beeindruckt, wie fröhlich diese Kinder waren, obwohl sie sich kaum bewegen konnten, nicht sprachen und nicht alleine essen konnten. Ich habe schnell gemerkt, dass es mir leicht gefallen ist, mit diesen Kindern umzugehen und dass ich durch kleine Veränderungen ihre Lebenssituation ein bisschen verbessern konnte.

Ich konnte mir damals keinen anderen Beruf vorstellen. Und heute eigentlich auch nicht.

Was bedeutet Ihnen Ihre Arbeit bei Hephata?

Viel! Ich mag meine Arbeit und schätze die Möglichkeiten die mir Hephata bietet. Ich kann meine eigenen Ideen in die Arbeit mit einbringen und auch zur Umsetzung bringen.

Außerdem bedeutet sie natürlich auch die Sicherung des Lebensunterhalts von mir und meiner Familie.

Wie setzen Sie die christlichen Grundwerte in Ihrer alltäglichen Arbeit um?

Als Regionalleiterin trage ich viel Verantwortung. Für die Menschen, die bei uns arbeiten und für die Menschen, die unsere Dienstleistung in Anspruch nehmen oder nehmen möchten. Mir ist es wichtig, alle persönlich zu kennen, auch wenn es bei der wachsenden Größe immer schwieriger wird. Ich möchte die Menschen ernst nehmen und ihnen respektvoll begegnen, auch dann, wenn wir vielleicht nicht einer Meinung sind. Das ist für mich christliche Nächstenliebe.

Der für Sie wichtigste Satz im Leitbild der Ev. Stifung Hephata ist…

„Inklusion ist unsere Vision.“

Ich kann mich noch gut an eine Diskussion erinnern, ob dieser Satz so korrekt ist. Wir sind gesetzlich zur Inklusion verpflichtet, denn die UN-Behindertenrechtskonvention ist ja kein Wunschkonzert. Und dennoch hat sich Hephata für diese Formulierung entschieden. Ich finde das richtig! Aus meiner Sicht kann man Inklusion nicht machen. Wir können Wege aufzeigen und Möglichkeiten zur Begegnung schaffen und damit hoffentlich ein Umdenken erreichen, aber ist das dann schon Inklusion? Ich finde Inklusion ist, wenn keiner mehr darüber redet.

Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit besonders?

Es gibt keinen Stillstand. Es kommen immer wieder neue Situationen und Aufgaben auf mich zu.

Ich habe die Möglichkeit zusammen mit meinen Kolleginnen und Kollegen wirklich etwas zu bewegen und zu verändern.

Es war ein guter Arbeitstag, wenn…

…ich sehe, dass meine Kolleginnen und Kollegen motiviert zur Arbeit kommen, keine Angst vor Veränderung haben und gemeinsam mit den Kundinnen und Kunden Ideen entwickeln, wie deren Leben zukünftig gestaltet sein kann.

Ein guter Arbeitstag war auch, wenn am Abend mein Schreibtisch leer und aufgeräumt ist.

Was sind Ihre größten Herausforderungen im täglichen Arbeitsleben, und wie gehen Sie damit um?

Die Erwartungen und Wünsche, die von Angehörigen, Mitarbeitenden, Kundinnen und Kunden und Vorgesetzten an mich gestellt werden. Manchmal geht das weit auseinander. In schwierigen Situationen hilft es mir, mich mit Kollegen auszutauschen. Ein anderer Blickwinkel hilft oft, Dinge klarer zu sehen.

Was erwarten Sie von der Zukunft?

Ich glaube, dass unser Geschäft bei zunehmend knappen Kassen anders werden wird, glaube aber auch gleichzeitig, dass dies eine Chance sein kann, zukünftig kreativere und individuellere Wohnmöglichkeiten für Menschen mit Behinderung zu schaffen.

Unsere Aufgabe wird es sein, Menschen mit Behinderung auf dem Weg zu begleiten, ihre Meinungen, Wünsche und Bedürfnisse zu entwickeln, auszusprechen und dafür zu kämpfen (und das unabhängig davon, ob jemand sprechen kann oder nicht).

Was würden Sie ändern?

Ich hätte gerne etwas mehr Zeit, mich mit bestimmten Themen intensiver zu beschäftigen. Das bleibt im Alltagsgeschäft leider oft auf der Strecke, weil ich auf akute und aktuelle Dinge im Alltag reagieren muss.

Was tun Sie zum Ausgleich und wie entspannen Sie am Besten?

Hier sollte ich jetzt wahrscheinlich antworten Sport, Lesen und sowas. Aber ich will ja ehrlich sein: Zum Sport bin ich grade zu träge, und lesen würde ich zwar gerne, aber ich habe eine kleine Tochter, und bevor ich das Buch aufgeschlagen habe, bin ich schon eingeschlafen.

Ich genieße es, Zeit mit meiner Familie zu haben, und wir sind alle aktiv im Karnevalsverein.