Letzten Freitag im Spätdienst … Praktikum in der Wohngruppe

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Lea, 18 Jahre, macht ein Praktikum im Wohnbereich der Ev. Stiftung Hephata.

Die Ev. Stiftung Hephata bietet in allen Gesellschaften verschiedene Praktikaformen mit unterschiedlicher Dauer an.

Wohnen:  z.B. Wohngruppe mit 8 erwachsenen Menschen mit geistiger und z.T. körperlicher  Beeinträchtigung im  Alter zw. 20 und 80 Jahren. Aufgaben: Alltagsbegleitung der Menschen mit Behinderung (z.B. Arztbesuche, Einkaufen etc.)

Werkstätten: z.B. Werkstatt mit 60 Mitarbeitern (Menschen mit Behinderung) und 30 Angestellten. Aufgabe im Produktionsbereich: Begleitung einer Gruppe von Mitarbeitern mit leichter geistiger  Behinderung im beruflichen Alltag u.a. Motivation,  Arbeitskontrolle, Arbeitsanleitung. Aufgabe in der  Montage Plus:  Begleitung einer Gruppe von Mitarbeitern mit geistiger und ggf. körperlicher Behinderung im Arbeitsalltag.

Schulbegleitung: Begleitung eines Schülers mit Behinderung an einer Regel- oder Förderschule. Aufgabe: Unterrichtsunterstützung, z.B. Aufmerksamkeit fördern, Begleitung  und Anleitung in sozialen Konflikten

Jugendhilfe: z.B. Stationäre Wohngruppen für Kinder- und Jugendliche im Alter von 6 – 18 Jahren. Aufgabe: Pädagogische Betreuung und Förderung von Kindern mit seelischen und geistigen Behinderung sowie erhöhten Erziehungsbedarf im Schulalter.

Ab einer Praktikumszeit von mehr als 3 Monaten erhalten die Praktikanten eine Vergütung in Höhe von 200 € und ab 6 Monaten 400 € pro Monat.

So, jetzt aber zu unserem Interview:

Lea, wie kamst du in den sozialen Bereich?

In der elften Klasse habe ich ein Schülerpraktikum in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung absolviert. Seitdem weiß ich, dass ich Sozialpädagogik studieren möchte. Ob ich in Deutschland oder Holland studiere, ist noch nicht klar.

Warum machst du ein Vorpraktikum?

Mein Kollege erzählte mir aber, dass die Ev. Stiftung Hephata auch Semesterpraktika und sogar Langzeitpraktika für Nijmegen-Studenten anbietet. Für einen Studienplatz benötige ich ein Vorpraktikum. Ich entschied mich bewusst für eine Wohngruppe und bin jetzt schon seit einem Monat in einem Wohnhaus für erwachsene Menschen mit Behinderung.

Erzähl mal etwas über deinen Alltag im Prakikum:

Letzten Freitag hatte ich Spätdienst:

Gegen halb drei kamen die Bewohner von der Arbeit aus der Werkstatt zurück. Mein Kollege, mit dem ich gemeinsam Dienst hatte, schnappte sich einen Bewohner und verschwand im Pflegebad und rief mir zu, dass er die Pflege übernehme und ich mich ums Abendessen kümmern solle. Er ist auch für meine Einarbeitung zuständig und steht mir als Ansprechpartner immer zur Seite.

Beim Kaffeetrinken überlegten die Bewohner und ich gemeinsam, was wir abends kochen könnten. Alle waren ziemlich kaputt von der Woche und niemand hatte eine Idee. Gertrud zeigte auf den Fernseher und rief: „Das will ich mal essen“! Im Fernsehen wurden Reibekuchen gemacht. Und plötzlich war klar, was es zum Essen geben würde – Reibekuchen! Ich sagte: „Kein Problem!“, obwohl – wie macht man die eigentlich? Schnell habe ich im Internet das Rezept rausgesucht und ausgedruckt!

Dann ging es los – die einen schälten mit mir Kartoffeln und die anderen deckten den Tisch.

Jeder half nach seinen Möglichkeiten. Harry, der im Rollstuhl sitzt und stark körperbehindert ist, konnte zwar nicht mit anpacken, hat aber die Reibekuchen in der Pfanne beobachtet und Bescheid gegeben, wenn sie knusprig gebacken waren. In der Speisekammer fanden sich auch noch zwei Gläser Apfelmus. Das Essen schmeckte allen super und es blieb nichts übrig.

Nach zwei Stunden in der Küche war ich nass geschwitzt und roch wie eine Imbissbude. Aber es hat allen super viel Spaß gemacht und die Bewohner fragten, ob ich bald wieder komme. Ich antwortete: „Morgen!“ – morgen komme ich wieder zu meiner Praktikumsstelle im Wohnhaus.