Lust am herausfordernden Verhalten

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Helpenstein

Mein Name ist Alexandra Helpenstein, ich bin 29 Jahre alt und habe gerade mein duales Studium der Sozialpädagogik erfolgreich beendet. Ich arbeite seit Januar 2012 in der Hephata Jugendhilfe. Zuerst war ich in der Wohngruppe „Karl-Barthold-Weg 10“ tätig. Auf eigenen Wunsch wechselte ich zeitgleich zu deren Eröffnung zur Wohngruppe „Robin Huett“ in Übach-Palenberg, wo ich männliche Jugendliche im Alter von 12 bis 16 Jahren mit massiven Verhaltensauffälligkeiten betreue.

Bezüglich des Projektes „Robin Huett“ führte ich im Rahmen meiner Bachelorthesis in Zusammenarbeit mit dem Leiter der Hephata Jugendhilfe, Dieter Köllner, eine wissenschaftliche Untersuchung durch, welche in der Planung und Durchführung eines dreitägigen Workshops zum Thema „Aggression“ mit einigen Mitarbeitern ihren Abschluss fand.

Wieso haben Sie sich für diesen Beruf entschieden?

Nachdem ich meine Ausbildung zur Notarfachangestellten abgeschlossen hatte, habe ich noch zwei Jahre in einem Bauunternehmen gearbeitet. Irgendwann stellte ich mir während der Arbeit die Frage, ob das alles sei, was ich leisten könne. Da ich als Jugendliche bereits regelmäßig mit Kindern mit besonderem Förderbedarf gearbeitet habe, entschloss ich mich zu einem dualen Studium in den Niederlanden (Fachhochschule Nijemgen), was ich nie bereut habe, denn ich könnte mir nichts anderes mehr vorstellen.

Was bedeutet Ihnen Ihre Arbeit bei Hephata?

In den Stellenanzeigen der Hephata Jugendhilfe ist die Rede von der „Lust an herausforderndem Verhalten“. Und ich denke, dass ich genau diese mitbringe. Meine Arbeit empfinde ich als absolut abwechslungsreich, spannend und die Jugendlichen überraschen mich immer wieder auf´s Neue und fordern mich in meiner ganzen Persönlichkeit. Ich entwickle mich durch meine Arbeit stetig auch auf persönlicher Ebene weiter und lerne viel über mich selbst.

Wie setzen Sie die christlichen Grundwerte in Ihrer alltäglichen Arbeit um?

In dem ich die Jungen, mit denen ich arbeite, so annehme, wie sie sind, ein ehrliches Interesse am Menschen habe, Menschen mit Respekt und Wertschätzung gegenübertrete.

Der für Sie wichtigste Satz im Leitbild der Ev. Stiftung Hephata ist…

Ich finde es schwierig, mich auf einen Satz zu beschränken, aber ich finde „Öffne Dich für das Leben“ sehr treffend, da dies für mich sowohl beinhaltet, jeden Menschen so anzunehmen, wie er ist, aber auch offen zu sein für Unvorhersehbares, was eine gewisse Flexibilität voraussetzt. Dieser Satz spiegelt für mich meine Arbeit in großen Teilen wider.

Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit besonders?

Wenn ich mit „meinen Jungs“ Erfolge verbuchen kann.  Und, dass ich immer wieder feststelle, wie mich die Klienten überraschen und verblüffen können.

Außerdem gefällt mir, dass meine Arbeit zwar strukturiert und zielgerichtet verlaufen muss, aber dass ich nie weiß, was auf mich zukommt, wenn ich zum Dienst fahre. Das macht meine Arbeit für mich spannend und attraktiv.

Es war ein guter Arbeitstag, wenn…

…ich nicht das Gefühl hatte, dass es „Alltag“ war.

Was sind Ihre größten Herausforderungen im täglichen Arbeitsleben und wie gehen Sie damit um?

Diese Herausforderungen ergeben sich aus der Arbeit mit Menschen. Jeder Mensch bringt andere Werte und Normen durch seine Sozialisation mit und natürlich entstehen manchmal Dilemmata. Dies kann sowohl innerhalb des Teams der Fall sein, aber genauso in der Arbeit mit, im Namen von und für den Klienten. Die Herausforderungen bestehen darin, nicht die eigenen Werte und Normen vor die anderer Menschen zu stellen, sich selbst zu reflektieren, in Kontakt mit Kollegen und Klienten zu treten und so Win-Win-Situationen zu schaffen.

 Was erwarten Sie von der Zukunft?

Viele großartige Jugendliche, die ich auf ihrem Weg ein Stück weit begleiten darf.

Was würden Sie ändern?

Man könnte die Arbeitssituation noch optimieren, in dem man die leeren Kassen der Jugendämter füllt. Dann könnte noch mehr Kindern und Jugendlichen eine intensivere, individuellere Betreuung ermöglicht werden, was sicherlich positiv wäre.

Was tun Sie zum Ausgleich und wie entspannen Sie am Besten?

Ich mache einen langen Ausritt mit meinem Pferd, lese ein gutes Buch oder treibe Sport, um einen Ausgleich für mich zu schaffen – das kommt darauf an, wonach mir gerade ist.