Eine inklusivere Veranstaltung kenne ich nicht – Hephata-Gespannfahrertreffen

0


Markus_Hunz
Stellen Sie sich bitte kurz vor und erzählen uns, was Sie bei Hephata machen!

Mein Name ist Markus Hunz, ich bin Teamleiter im Ambulanten Wohnen in Düsseldorf-Garath. In einem kleinen Team betreuen wir seit gut 1 ½ Jahren 9 Kunden in ihren eigenen Wohnungen. Unsere Kunden sind gerade aus dem Elternhaus ausgezogen und es ist wirklich spannend, sie bei diesem Schritt in die Selbstständigkeit zu begleiten.

Herr Hunz, wieso haben Sie sich für diesen Beruf entschieden?

Aus reinem Eigennutz! Da mir die Arbeit mit den Menschen mit Behinderung einfach sehr viel Spaß gemacht hat und immer noch macht. Zur Erklärung: Einen ersten Eindruck konnte ich bereits während eines Schulpraktikums sammeln. Im Anschluss an meine Ausbildung zum Kaufmann leistete ich meinen Zivildienst bei Hephata ab. Zu sehen, dass mein Handeln Wirkung zeigt, war und ist unglaublich bereichernd und zufriedenstellend. Für mich stand damals fest, dass ich nicht mehr in meinen zuvor gelernten Beruf zurückgehe. Ich wollte dann Sozial Arbeit studieren. Stattdessen habe ich dann aber das Angebot wahrgenommen, eine Ausbildung zum Heilerziehungspfleger hier bei Hephata zu machen.

Was bedeutet Ihnen Ihre Arbeit bei Hephata?

Obwohl es das Unternehmen seit mehr als 150 Jahren gibt, erlebe ich Hephata als ein sehr agiles und dynamisches Unternehmen. Mit anderen Worten: Es wird nie langweilig. Das ist mir sehr wichtig und ich genieße die Freiheit Neues zu entdecken. Mein Werdegang bei Hephata zeigt dies wohl am Besten: Während meiner fast 20-jährigen Unternehmenszugehörigkeit war ich schon in vielen Bereichen tätig, u.a. in der Jugendhilfe, im stationären Wohnbereich, in besonderen Projekten wie z.B. INGO und in der Mitarbeitervertretung. Das Schöne ist, Hephata gibt mir diese Freiheit – ich konnte mich stets weiterentwickeln und andere Aufgaben entdecken und dazu lernen.

Wie setzen Sie die christlichen Grundwerte in Ihrer alltäglichen Arbeit um?

Um es theologisch zu formulieren „Jeder Mensch ist ein Kind Gottes“ und verdient Respekt und Achtung – egal wie oder wer er bzw. sie ist. Für mich bedeutet das, dass ich mein Gegenüber annehme und ich prüfe, was mich mit ihm oder ihr verbindet und was wir auf einem gemeinsamen Weg erreichen können.

Der für Sie wichtigste Satz im Leitbild der Ev. Stiftung Hephata ist…

Öffne dich für das Leben – ist der, der nachhaltig bei mir bleibt. Es ist ein universaler Leitsatz. Hephata – öffne dich – ist mehr als ein Wort oder Name, es bedeutet für mich eine Haltung zu haben und eine Ausrichtung für sein Handeln zu finden. Ich verbinde damit, dem Leben als Ganzes und dem Menschen als Einzelnen, Wertschätzung, Achtung und Respekt gegenüber zu bringen.

Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit besonders?

biker

Meine Freiheit. Meine Arbeit erlaubt es mir, Möglichkeiten für unsere Kunden zu entdecken, zu entwickeln und umzusetzen. Dabei kann ich mich immer wieder ausprobieren und selbstverwirklichen.

Ein gutes Beispiel ist das letzte Gespannfahrertreffen, in das ich viel Energie und Zeit stecken konnte. Auch wenn dieses Projekt erst einmal nicht mit meinem eigentlichen Job als Teamleiter zusammenhängt, gibt das Unternehmen mir den Freiraum so ein Projekt umzusetzen. Mehr noch: Ich erfahre hierfür Anerkennung und Wertschätzung aus allen Teilen des Unternehmens.

Es war ein guter Arbeitstag, wenn…

Wenn ich etwas bewegt habe – oder vielmehr wenn ich in jemandem etwas bewegen konnte. Es ist weniger das Abarbeiten einer ToDo-Liste, sondern vielmehr ein Problem oder eine Aufgabe zu erkennen und eine Lösung dafür zu finden.

Was sind Ihre größten Herausforderungen im täglichen Arbeitsleben und wie gehen Sie damit um?

Eine besondere Herausforderung ist es, Dinge auch mal aushalten zu können ohne direkt einzugreifen.

Beispielweise ist der Einkauf fürs Wochenende öfter ein Thema. Unsere Kunden versorgen sich selbst und es kommt vor, dass das Fernsehprogramm mal wichtiger ist als der Einkauf – mit dem Ergebnis, dass am Sonntag der Kühlschrank leer ist. Die Pizza muss dann vom eigenen Taschengeld bestellt werden, während der Einkauf der Lebensmittel aus der Gruppenkasse bezahlt wird. Bei der Verselbständigung unserer Kunden ist dies ein wichtiger Lernschritt.

War erwarten Sie von der Zukunft?

Da wo ich zurzeit bin, bin ich nicht fertig. Für mich steht das Jetzt und Hier im Fokus. Ich möchte meine Funktion als Teamleiter ausfüllen und habe ich das erreicht, könnte ich mir – heute – vorstellen innerhalb des Unternehmens nochmal etwas Neues zu beginnen.

Was würden Sie ändern?

Ich würde mir mehr Transparenz in Sachen Wirtschaftsleistung wünschen. Dies befähigt die Angestellten in allen Bereichen des Unternehmens die Wirksamkeit ihres Handelns zuerkennen und zu verstehen. Der Zusammenhang zwischen dem eigenen Handeln und der daraus entstehenden Wirtschaftskraft ist nicht in allem und für jeden offensichtlich. Dies würde aus meiner Sicht, eine höhere Identifikation mit den Zielen des Unternehmens schaffen.

Was tun Sie zum Ausgleich und wie entspannen Sie am Besten?

Richtig abschalten kann ich beim Motorradfahren. Durch die Konzentration auf das Fahren blende ich den Rest einfach aus. Außerdem hat Motorrad fahren auch wieder diesen Charakter von Freiheit, der mir so wichtig ist.

Können sie unseren Lesern etwas zum Gespannfahrertreffen erzählen?

Am ersten Juniwochenende hat zum 16. Mal das Hephata-Gespannfahrertreffen stattgefunden. Durch das Organisationsteam wurden Motorradfahrer/-innen (inkl. Gespann), aus der Region eingeladen um mit Menschen mit Behinderung, an zwei Tagen auf dem Motarrad die Region zu erkunden. Viele Teilnehmer sind schon seit Jahren dabei – daher bestehen auch eingespielte Teams aus Bei- und Fahrer/innen.

Zunächst war das Gespannfahrertreffen als ein Fest für Menschen mit Behinderung konzipiert worden. Ich bin schon lange dabei und für mich steht fest, es ist ein Fest mit Menschen mit Behinderung. Inklusion beginnt schon im Orga-Team, dass auf die Unterstützung zweier Menschen mit Behinderung angewiesen war.

Das Schönste sind die aber die Abendveranstaltungen. Schon am Freitagabend füllt sich langsam der Platz, Zelte werden aufgeschlagen, ein großes Lagerfeuer entfacht und gemeinsam wird gelacht und gefeiert. Diese Veranstaltung ist einfach so vielfältig, von der Rechtsanwältin über den Mitarbeiter in unseren Werkstätten für Menschen mit Behinderung hin zum Motorradrocker. Eine inklusivere Veranstaltung kenne ich nicht – die Diversität ist einfach so groß, dass niemand „auffällt“.

Weitere Bilder (aus den vergangen Jahren) gibt’s hier:

Gespannfahrer-Treffen 2011 (Web Album)
Gespannfahrer-Treffen 2012 (Web Album)

bikes